Waldbühne Heessen
Waldbühne Heessen

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Entdecken - Geschichte

Vorgeschichte
Anton Funke (8.10.1894-23.5.1984), Mitbegründer der Westfälischen Freilichtspiele e.V. Waldbühne Heessen, 1. Spielleiter (1924-1980) und 1. Vorsitzender (1946-1948)
Anton Funke leitete in den zwanziger Jahren mehrere Laienschauspielgruppen in Hamm. Zur gleichen Zeit gründete Eberhard Rörig, 1918-1931 Pfarrvikar in St. Bonifatius Werries eine solche. Unter seiner Leitung wurden plattdeutsche Stücke von Professor Dr. Landris aus Münster einstudiert und gespielt.

Während einer Theaterprobe im Saal der Gastwirtschaft Wittenborg in Werries sagte Vikar Rörig in einer Pause: "Wir müssten mal im Freien spielen und zwar auf Schloss Oberwerries. Ich werde mich mit den Gebrüdern Funke von der Theaterabteilung des Kolpingvereins der St. Agnes-Kirchengemeinde in Hamm in Verbindung setzen."

Anton Funkes Wunsch war das Spiel im Freien. Besonders reizte ihn die alte Wasserburg in Oberwerries, auf der anderen Seite der Lippe.

Seitdem Anton Funke und sein Bruder August im Sommer 1922 die Volksschauspiele in Ötigheim in Süddeutschland besucht hatten, waren auch sie von der Idee einer Freilichtbühne begeistert.

Die Herren trafen sich nach Verabredung und gingen zusammen über die Werrieser Lippebrücke nach Schloss Oberwerries, mit dessen Besitzer Pfarrvikar Rörig bekannt war.

So waren dies die besten Voraussetzungen für einen Zusammenschluss der Schauspielgruppen und die Gründung eines Freilichttheaters.

1924 (06. Juli)
Im Hof des Schlosses Oberwerries gründen u.a. die Brüder Anton und August Funke zusammen mit Eberhard Rörig, der zunächst das Amt des Vorsitzenden übernimmt, das „Naturtheater Oberwerries“.

1925
In der ersten Spielsaison wird unter der Regie von Anton Funke „Elmar“ im Schlosshof Oberwerries inszeniert. Die Spielschar (ca. 100 Mitwirkende) besteht vor allem aus Mitgliedern der ehemaligen Theatergruppen Anton Funkes und Eberhard Rörigs.

Nach drei erfolgreichen Spielzeiten genügte der enge Schlosshof nicht mehr den Anforderungen. Wie Anton Funke später berichtete, habe sich Pfarrvikar Rörig auf einen Stuhl gestellt und mit erhobenem Spazierstock in der Hand eine markige Rede gehalten und damit erreicht, dass die Westfälischen Heimatspiele von Schloss Oberwerries nach Heessen verlegt wurden. Durch Unterstützung des Heessener Bürgermeisters konnte ein Grundstück an der Nordseite des Heessener Waldes zunächst gepachtet, später gekauft werden. Eine Bühnenfläche sowie eine überdachte Tribüne, die 2000 Menschen Platz bot, wurden errichtet.

1928
Das erste Stück „Josef und seine Brüder“ wird an der neuen Spielstelle im Heessener Wald aufgeführt.

Durch den Umzug in die Gemeinde Heessen änderte sich nicht nur der Name in „Westfälische Heimatspiele - Waldbühne Heessen“, sondern auch die Zusammensetzung der Spielschar. Viele Heessener Bürgerinnen und Bürger traten der Spielgemeinschaft bei, die somit rasch auf bis zu 300 Mitwirkende anstieg.

1930
Auf Grund der hohen Publikumsnachfrage wird die Tribüne durch Seitenflügel auf 3000 Sitze erweitert.
Die Zahl der Zuschauer steigt auf 70.000 bis 85.000 pro Saison.

1931
Eine Beleuchtungsanlage ermöglicht von nun an Abendaufführungen. Pfarrrektor August Schüttken wird Vorsitzender der Spielgemeinschaft.

1933
Durch die Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 kamen auch auf die Waldbühne Heessen einige Neuerungen zu. So musste z.B. der Spielplan umgestaltet werden. Christliche Stücke mussten vaterländischen Stücken und Klassikern Platz machen. Außerdem mussten in jener Zeit Berufsschauspieler verpflichtet werden, die im Sommer sonst keine Anstellungen an anderen Theatern fanden. Auch die Leitung der Waldbühne wurde von der NSDAP kontrolliert.

Heinrich George (Vater von Götz George) besucht eine Aufführung von „Wilhelm Tell“. Da er zur selben Zeit das gleiche Theaterstück in der Dortmunder Westfalenhalle aufführt, möchte er sich die Heessener Spielschar für seine Inszenierung ausleihen. Wegen einer Überschneidung der Spielpläne ist dies jedoch nicht möglich.

1937
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung 'Lebendige Vorzeit in Reich und Heimat' im Gustav-Lübke-Museum in Hamm findet die
Premiere zu Grabbes 'Hermannsschlacht' statt.

Aufgrund der Regelung zur Beschäftigung von Berufsschauspielern spielte überigens Georg Thomalla eine Nebenrolle in diesem Theaterstück.



1939 (26.August)
Bedingt durch den Kriegsausbruch werden die letzten Aufführungen von „Das Käthchen von Heilbronn“ abgesagt. Da für diese Aufführungen schon viele Karten vorbestellt waren, wäre es ein Rekordjahr mit 100.000 Zuschauern geworden.

1940-1948
Kriegsbedingte Freilicht-Spielpause
Die Tribüne wurde im Laufe des Krieges für den Bau von Behelfsheimen abgebrochen. Das Geschäftszimmer sowie die Requisiten- und Kostümräume waren mit unersetzlichen Werten zerbombt worden.

1946
Im Rahmen einer Wiedersehensfeier wird ein neuer Vorstand gewählt. Anton Funke soll als Vorsitzender und Spielleiter den Verein zu alten Erfolgen führen.

Da man ohne Tribüne keine Freilichtaufführungen inszenieren konnte, wurden zunächst Saalaufführungen (z.B. von „Wilhelm Tell“ oder „Dreizehnlinden“) dargeboten. Nicht nur in Hamm sondern auch in angrenzenden Gemeinden wurde gespielt.

1948 übernahm Josef Lappe den Vorsitz. Die inzwischen wieder auf ca. 150 Mitglieder angewachsene Spielschar hegte den Wunsch, an der alten Stelle im Heessener Wald neu anzufangen.

1949
Das 25-jährige Jubiläum wird mit 13 Aufführungen des „Jedermann“ gefeiert. Es wird wieder an der frischen Luft Theater gespielt, und zwar im Heessener Schlosshof.


1950 - 1951
Aufgrund der Aufbauarbeiten im Heessener Wald finden im Sommer 1950 keine Freilichtaufführungen statt.

Mit der Grundsteinlegung beginnt der Bau einer neuen Zuschauertribüne, die als Provisorium errichtet wird. Das erste Stück an alter Spielstelle „Die Jungfrau von Orleans“ sehen 42.000 Zuschauer.


1953
In Heessen treffen sich Vertreter von 13 Freilichtbühnen Norddeutschlands. Sie gründen den Verband Deutscher Freilichtbühnen (VDF), zunächst unter dem Namen „Verband der Freilichtbühnen Nordwestdeutschlands“ und wählen Anton Funke zum Präsidenten.

Bis Mitte der 50er-Jahre stiegen die Besucherzahlen weiter bis auf 56.000. In der Nähe des Heessener Schlosses wurde ein Spielerheim errichtet.

1958
Als Reaktion auf das Ausbleiben von Publikum wird ein Märchen mit in den Spielplan aufgenommen.

Waren die Zuschauerzahlen in der ersten Hälfte der 50er-Jahre rasch gestiegen, so fielen sie zum Ende der Dekade dramatisch. In erster Linie war die Verbreitung des Fernsehens hierfür verantwortlich, gekoppelt mit einer nicht unbedingt publikumsgünstigen Stückauswahl. Aber auch das Ausbleiben von Vereinen und Gruppen spiegelte sich in den sinkenden Zuschauerzahlen wider. Anstatt gemeinsam ins Theater zu fahren, nutzten die Menschen von nun an lieber ihr eigenes Auto um individuelle Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen.

Auch die Mitgliederzahlen stagnierten.

1963
August Funke wird Nachfolger von Josef Lappe als Erster Vorsitzender.


1965
Heinz Frerichmann übernimmt die Spielleitung des Kindertheaters.


1969
Heinz Frerichmann wird Vorsitzender der Waldbühne Heessen.

Bis zum Ende der sechziger Jahre stabilisierten sich die Zuschauerzahlen auf 20.000 bis 26.000.

1974
Auf der Bühne wird eine neue Beleuchtungs- und Beschallungsanlage mit Mikrofonen installiert.


1975
Es wird ein zweites Kinderstück ins Programm aufgenommen. Die Regie übernimmt Karl Voß, der 1971 Nachfolger von Anton Funke als Präsident des VDF geworden ist.

1978
Das zweite Kinderstück verschwindet zunächst wieder vom Spielplan. Zum ersten Mal werden bei „Pippi Langstrumpf“ Funkmikrofone eingesetzt.

1980
Heinz Frerichmann löst Anton Funke in der Gesamtspielleitung ab.

Zum Anfang der 80er-Jahre stiegen die Zuschauerzahlen weiter an. Das zweite Kinderstück etablierte sich von nun an endgültig im Spielplan. Heinz Frerichmann führte zunächst teilweise in drei Inszenierungen pro Sommer Regie, erhielt aber später Unterstützung durch Anton Samoschkoff und Werner Waegener.

1983
Die Studiobühne wird gegründet und somit an alte Traditionen der Saalaufführungen angeknüpft. Von nun an begeistert die Waldbühne ihre Gäste auch im Winter mit Theaterstücken. Gespielt wird im Spielerheim an der Schloßstraße. Die Spielleitung liegt meist bei Nachwuchsregisseuren aus Reihen der Jugend.

1984
Zum 60. Geburtstag der Waldbühne erscheint in der Hammer kulturgeschichtlichen Reihe das Buch „Hier ist des Volkes wahrer Himmel. Sechs Jahrzehnte Volksschauspiel Waldbühne Heessen“ von Monika Christians.

Zum Ende der 80er-Jahre schnellten die Zuschauerzahlen auf über 60.000 Zuschauer pro Sommer-Saison hoch. Damit etablierte sich die Waldbühne als Deutschlands besucherstärkstes Amateurtheater. Die Inszenierungen im Erwachsenentheater hatten zeitweise einen so großen Erfolg, dass man sich zu Wiederholungen in der darauf folgenden Saison entschied und zwei Theaterstücke für Erwachsene anbot.

Die Anzahl der Mitwirkenden pendelte sich bei ca. 200 ein.

1987 - 1988
Pfarrer Elmar Grunwald wird neuer Vorsitzender des Vereins.
Heinz Frerichmann beschränkt sich in der Spielleitung auf das Erwachsenentheater. Die Regiearbeit im Kindertheater teilten sich seit 1987 Werner Waegener, Robert Hesse, Heinz-Werner Bomhof und Wolfgang Barth.

Mit „Anatevka“ erhalten die Musicals erfolgreich Einzug in den Heessener Spielplan.

1989
Der „Verein zur Förderung der Waldbühne Heessen e.V.“ wird auf Initiative von Robert Hesse gegründet.

1992
Die Grundsteinlegung für einen neuen modernen Tribünenbau wird gefeiert.


1993
Die neue Tribüne wird fertig gestellt. Jedoch fehlt noch der komplette Innenausbau des Gebäudes.




1994
Der Winterspielplan wird durch ein Kinderstück ergänzt.



1996
Die Vorstands- und Vereinsstrukturen werden modernisiert. Heinz Frerichmann scheidet als Gesamtspielleiter aus. Diese Funktion wird von nun an von Robert Hesse, Wolfgang Barth und Andreas Brochtrop-Wegerich gleichberechtigt wahrgenommen.

Der Innenausbau des Tribünenbaus wurde weiter vorangetrieben. Nach und nach wurden die Technik, die Umkleideräume, die Geschäftsstelle, die Gruppen- und Übungsräume, das Archiv, der Perückenfundus, das Spielerheim sowie weitere Requisiten- und Lagerräume fertig gestellt.

1999
Das 75. Jubiläum der Waldbühne kann in den Räumen des neuen Wintertheaters, das ebenfalls im Tribünenneubau integriert ist, gefeiert werden. Der Innenausbau des Gebäudes ist damit beendet.

Die Aufführungen im Winter finden von nun an im neuen Gebäude statt.

2000
In den letzten Jahren pendelte sich die Besucherzahl bei ca. 60.000 ein.

Die Zahl der Vereinsmitglieder stieg auf 280 bis 300.


2003
Das Wintertheater feiert sein 20-jähriges Bestehen. Aufgeführt wird Arsen und Spitzenhäubchen.



2004
Die Westfälischen Freilichtspiele e.V. Waldbühne Heessen werden 80 Jahre alt und präsentieren sich mit einer neuen Homepage im Internet.

2005
Nachdem im August 2004 der 1. Vorsitzende der Waldbühne Heessen, Elmar Grunwald, verstorben ist und der Vorsitz durch den 2. Vorsitzenden, Thomas Hunsteger-Petermann, repräsentiert wurde, ist im Februar 2005 Ingeborg Hesse als neue 1. Vorsitzende gewählt worden.

2015
Die Waldbühne erweitert ihr Gelände um den Waldbühnenpark mit Gaststätte und Live-Bühne für lokale Künstler.